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Samstag, 18 März 2017 20:20

17. - 24.02. und 24.02 - 05.03.2017 Fotoreisen Lofoten

Geschrieben von 

Wenn bei uns - in Mitteleuropa - von schlechtem Wetter die Rede ist, kann schon einmal der Kalauer fallen: „Lieber schlechtes Wetter als gar keins“. Dass Wetter aber nicht nur gut oder schlecht sein muss, zeigt sich hier im hohen Norden zur Winterzeit. Ich spreche von den Lofoten, dieser Inselgruppe, die sich, immer schlanker werdend, in den Weiten des Nordatlantiks verliert. Hier gibt es mehrere Wetter zugleich...

Beim Blick aus dem Fenster unseres Hotels zeigen sich dunkle Wolkenbänke, die drohend und mächtig wirken. Schaut man auf der anderen Seite des Hauses gen Himmel, blinzelt die Sonne durch grau-weiß-hellblau-rosa-Wolken. Was denn nun? fragt sich der hell-dunkel-Denkende Reisende. Ja, alles auf einmal und mit einem Rhythmus, der einem den Hals verdrehen lässt beim Blick zum Licht.

Beispiel: Wir betrachten unterwegs schwere, basaltgraue Wolken zwischen den Berggipfeln auf uns zukommen. Sie rauschen über uns hinweg, und wir wollen sie mit schneller Fahrt herum um den nächsten Berg wieder einfangen und fotografisch in Szene setzen. Doch kaum sind wir „um die Ecke“ herum, lacht uns der Himmel an, als wolle er sagen: „Zu spät gekommen, wir sind hier auf den Lofoten“. Und so geht es ständig. Man kann sich nur darauf einstellen, dass man sich über den blitzartigen Wandel freut und nicht ärgert. Wie gesagt: Hier gibt es nicht ein Wetter, sondern ein Spiel der Lichter, Wolken, des Wassers und einer Mischung aus allem zusammen.

Atlantik trifft Alpen

Das Wetter ist der eine Teil der Faszination, der andere ist die Landschaft,- genauer gesagt die Zusammensetzung dieser surrealen Inselwelt. Es ist dieser Kontrast aus alpinen Gebirgszügen und kantigen Granitkolossen mit dem lebendigen Wasser. Dieses Wasser ist nicht ein Bergsee, sondern salziges, kraftvolles Meer. Hier treffen sich der Atlantik und die Alpen.

Und alles fließt zusammen: Berge, Meer, endlose Dämmerung, Wolkenspiele, jodgeschwängerte Luft, die sich wie Seide in die Lunge fügt. Zugegeben: man braucht erst einmal Stunden und Tage, um die Seele vom geschwinden Pretissiomo über das Andante an das sanfte Largo zu gewöhnen. Auch der Schritt wird von Tag zu Tag gemächlicher. Das liegt nicht nur daran, dass man im Lofoten-Winter oft durch hohen Schnee oder über glatte Wege schreiten muss. Ich habe es nicht gemessen, bin aber sicher: auch der Herzschlag findet Ruhe.

Und dann dieses Licht. Während mitteleuropäische Stadtbewohner nur von  natürlichem und künstlichem Licht umgeben sind, nur hell oder dunkel kennen, dem werden hier oben im hohen Norden wahre Symphonien eines feingliedrigen Lichterspektrum geboten.

Es dauert, bis es hell wird am Morgen und dunkel am Abend. Und das ist eine weitere Gabe an uns Fotografen. Es ist praktisch das Gegenteil des Sommers im Süden zur Mittagszeit, wenn ein Fotograf am besten schlafen und nicht Landschaft fotografieren sollte. Dieses Licht hier oben im hohen Norden ist geprägt von ausdauernder Sanftheit. Als würde eine mystische Hand immer einen Diffuser vor die Sonne halten, legt sich das Licht zart über Berge und Meer. Da prägen sich auch noch zur Mittagszeit markante Reliefs in die Landschaft und zeigen sich lange, markante Schatten.

Schauspiel am Nachthimmel

Nachts dann das nächste Schauspiel: Polarlicht. Und wieder viele Facetten des Lichtes. Meist grün, aber auch rot, violett, gelb oder weiß tanzt dieses Schleier-Ballett am weiten Himmel. Man hört es nicht, doch meint ein Rauschen zu spüren. Oft nur zaghaft zeigt sich das Lichterspiel, dann wieder lebendig, anwachsend und am Ende füllt es das ganze Firmament. Der Betrachter ist einfach nur hingerissen von dem Spektakel. Wie lange es am Ende gedauert hat, eine Minute, zehn Minuten oder gar eine ganze Stunde? Man weiß es nicht mehr. Das Licht verschlingt Raum und Zeit...

Wer all diese Eindrücke und landschaftlichen Superlative auf eigene Weise verarbeiten und ausdrücken möchte, der ist als Maler und Fotograf am rechten Ort. Und als Lichtmaler ohnehin. Bei unseren beiden Fotoreisen wurden uns wieder einmal alle Facetten geliefert auf den Lofoten, die man sich als Landschafts-Fotograf nur erträumen kann. Es gibt nur wenige Regionen, in den der aufmerksame Betrachter so beschenkt wird mit außergewöhnlichen Szenarien wie hier auf den Lofoten. Hinzu kommen Begegnungen mit Seeadlern und Elchen, die wie die Berge und das Meer auch aus zwei Welten kommen, sich aber hier treffen.

Natur gibt den Takt an

Inzwischen macht sich in mir schon ein Heimatgefühl breit, wenn ich wieder einmal unterwegs bin hier oben im hohen Norden. Wieder habe ich Neues entdeckt. Abgelegene Wege, kleine Orte und versteckte Ecken. Ich weiß inzwischen nach vielen Besuchen, wo ich wann zu sein habe als Fotograf und habe den Rhythmus dieses Archipels verinnerlicht. Ich habe gelernt, dass es hier keinen Fahrplan gibt und dass allein die Natur den Takt angibt.

Natürlich kann man während einer Reise durch die Lofoten täglich berichten, dass man dies oder jenes unternommen hat oder hier oder dort war. Mich würde es ablenken davon, Stück für Stück einzutauchen in diese wundersame Welt. Auch jetzt noch, Tage nach der Rückkehr, klingen die Eindrücke tief nach.

Ich werde bald wieder zurück kommen. Und Altvertrautes wird wie neu leuchten. Dezent, kraftvoll und einmalig...