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Freitag, 24 Juni 2016 16:02

5.-19. Juni 2016 Fotoreise Färöer

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Sie wirken wie kleine Blütenblätter auf einem großen See. Sie werden kaum wahr genommen vom Rest der Welt, tauchen von Zeit zu Zeit auf in TV-Reportagen, wenn es darum geht, die letzten unentdeckten Flecken auf dem Erdball zu zeigen. In Erinnerung bleiben danach Schafe, Fischkutter und Wale.
Bei genauer Betrachtung - und der bedienen sich nun einmal vornehmlich Fotografen - sind die Färöer Insel jedoch mehr. Die 18 Eilande mitten mit Nordatlantik werden „Lichtmaler“ mit immer wieder wechselnden Szenerien verwöhnt. Liegt eine der Inseln unter einer mächtigen Wolkendecke, strahlt auf der nächsten die Sonne vom Himmel. Und einige Eilande weiter bricht sich zur selben Zeit das Licht eine Schleuse durch dunkelgraue Nebelbänke. In dieser Vielfalt und Mächtigkeit ist dieses Schauspiel einmalig. Und für Fotografen wie geschaffen…
Von seltener Reinheit ist neben der meist kühlen Luft auch das Wasser auf der Inselgruppe. Dieser Umstand lockt immer mehr Naturfreunde und Freizeitsportler auf die Färöer. Es gibt traumhaft schöne Wanderstrecken unterschiedlicher Schwierigkeiten.

Zum höchsten Punkt
Und so nehmen auch einige von uns die Herausforderung an, den 882 Meter hohen Slätteratindur zu erklimmen. Der steile Aufstieg hat es in sich, fordert den Atemrhythmus zu ungeahnten Frequenzen heraus und stellt nicht-alltägliche Herausforderungen an die Beinmuskulatur. Hat man den höchsten Punkt der Inselgruppe jedoch erreicht, wird man mit einem grandiosen Blick über die bergige Landschaft belohnt. Ob Einzelbild- oder Panoramaaufnahme, dieser Ausblick bietet jedem Fotografen ganz besondere Motive. Durch die Wolken brechendes Licht setzt dabei immer wieder wechselnd markante Spots auf Land und Meer.
Auf Meereshöhe konnte ich diese neue Landschaft schon vor Beginn dieser beiden Entdeckungsreisen erleben, als ich mit einem Fischer vom frühen Abend bis nach Mitternacht aufs Meer hinausfuhr, um ihm beim Ausbringen der Fangleinen zu helfen.
Von dem kleinen Boot aus boten sich in der langen Dämmerungsphase und vor und nach dem Sonnenuntergang wunderbare Lichterspiele. Zum Hauptmotiv wurden dabei zwei mächtige Felsen vor der Insel Eysturoy, die im Volksmund „Der Riese und seine Frau“ genannt werden. In der Überlieferung wollte das mystische Paar einst die Färöer Inseln nach Island schleppen, erstarrten dann aber bei Sonnenaufgang.
Erscheinen die Färöer im weiten Nordatlantik als winzig klein, so ist man ob ihrer Ausdehnung überrascht. So hat man bei der Motivsuche viele Kilometer zurück zu legen, wird aber immer wieder mit prächtigen Ausblicken belohnt. Dabei gilt es aber, sich diese Ansichten nicht nur zu erfahren, sondern auch zu erlaufen. Für Bewegungsmuffel stellt dieses Reiseziel eine besondere Herausforderung dar. Hat man sich aber einmal zur vermeintlichen „Tortur“ durchgedrungen, wird man mit unvergleichbaren Ausblicken und Motiven belohnt,- und ist am Ende stolz auf die körperliche Ausnahmeleistung.

Papageientaucher in Pose
Das gilt neben der Besteigung des Slättaratindur vor allem auch für die Wanderungen zu den Wasserfällen an die Südküste der Insel Vager. Zum Fitnesstest wird auch der Auf-und-nieder-Weg auf der Vogelinsel Mykines, die nur per Schiff oder Helikopter zu erreichen ist. Belohnt wird die Anstrengung mit Tierfotografie vom feinsten. Neben Trottellummen und den allgegenwärtigen Möwen scheinen sich vor allem die bunten Papageientaucher regelrecht in Pose zu setzen für den Fotografen. Ein wenig scheuer, aber nicht weniger attraktiv ist der Nationalvogel der Austernfischer. Und wie Pfeile schwirren die Sturmschwalben durch die klare Luft, mit bis zu 400 000 Paaren die wohl größte Kolonie weltweit. Auf eine noch größere Ansammlung bringen es die Eissturmvögel mit bis zu 600 000 Brutpaaren.
Neben der vielfältigen Vogelwelt bieten Schafe willkommene Motive, die in ihrer Anzahl von 70 000 die Einwohnerzahl der Färöer mit knapp 50 000 noch übersteigt. Ansonsten zeigen sich aus der Tierwelt Rinder und Pferde, wobei das Färöerpony eine eigenständige Rasse bildet.
Wer diese Inselgruppe im Atlantik einmal besucht hat, wird vieles in Erinnerung behalten und vom Wunsch der Wiederkehr geprägt sein. Die großartige Natur und die freundlichen, bodenständigen Menschen bleiben unvergessen. Die Färinger sind stille und bescheidene Menschen. Sie sind geprägt von den harten Lebensbedingungen weitab anderer Länder. Obwohl dem dänischen Königreich zugehörig, fühlen sie sich als „gleichberechtigte, autonome Nation“. In ihrem Selbstverständis empfinden sie sich als „eigenständiges Volk“, von den Wikingern abstammend.
Apropos stille Menschen: Wenn die Tage länger werden zur Sonnenwende, lassen viele ihre Zurückhaltung fallen und feiern lautstark die langen, hellen Nächte. Im Zentrum der Hauptstadt Torshavn fließt dann der - sündhaft teure - Alkohol in Strömen und führt zu einem Lärm, den man auf diesem stillen Ort weit draußen im Ozean eigentlich nicht erwartet...

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